Ich habe mit vielem gerechnet.
Aber nicht mit Xander.


Ich bin die Böse in der Geschichte.
Von Frauen gehasst, von Männern begehrt und endlich wieder auf freiem Fuß.
Leider hat mich noch niemand für eine Violet-sucht-einen-reichen-Kerl-zum-Ausnehmen-Show verpflichtet. Deshalb muss ich mich wie gehabt selbst darum kümmern, einen passenden Kandidaten zu finden.
Auf meiner Suche gerate ich an einen düsteren Hünen und vermutlich hätte mir schon seine tadelnd gehobene Augenbraue klarmachen sollen, dass er Ärger bedeutet. Da ich aber wirklich vollkommen am Ende bin, lasse ich mich davon nicht abschrecken. Sein Auto, seine Uhr, sein Unternehmen, ja alles an ihm schreit einfach danach, dass er dringend eine Frau braucht, die das Talent hat, Geld in hübsche Dinge zu verwandeln.
Doch drei Umstände begreife ich zu spät:
Meine verkorkste Vergangenheit droht aufzufliegen.
Hinter seinem attraktiven Äußeren verbergen sich Abgründe.
Er hat mich längst durchschaut und was er mir vorschlägt, ist das Unglaublichste, das ich je gehört habe.


Abgeschlossener Einzelband
Bad-Hero-Romance
düster-humorvoll-spicy-happy end
Ein Spin-Off zur Reihe Becoming Bad Guys
Keine Vorkenntnisse nötig

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Violet ist die Antagonistin aus The Truth about Ryan.
Außerdem hat sie einen Gastauftritt in The Story of Tom Scott.
Beide Bücher muss man nicht kennen, um die Geschichte genießen zu können.

 


 

Xander vor Violet


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24.04.2022

Eine kleine Kurzgeschichte (Prequel - spoilerfrei lesbar)

Ich lege die Stirn in die Hand und reibe mir mit Daumen und Zeigefinger die Schläfen, bevor ich ihn wieder ansehe.
»Hör mir genau zu, Anthony, und beantworte mir folgende Frage: Hast du es nicht verstanden oder ist dir einfach alles scheißegal? Hm?«
Er wischt sich unter der Nase entlang. »Ja, Xander, nein, Xander, natürlich nicht, es war doch nur einmal.«
»Du lügst. Du bist ein dreckiger Lügner und das ist deine zweite Verfehlung.« Meine schneidenden Worte lassen in zusammenzucken.
Nach einem verzweifelten Atemzug wirft er die Arme nach oben, bevor er die Hände fest um die Kante meines Schreibtisches klammert. »Aber es ist so schwer!«
»Weiß ich.«
»Und kurz war alles besser.«
»Das ist mir bewusst. Und was passiert langfristig?«, frage ich gelangweilt.
»Es wird schlimmer«, flüstert er.
Als er mein Büro betreten hat, war er ein Häuflein Elend, weil er wusste, was ihm bevorsteht. Jetzt ist er ein zitternder Trümmerhaufen und ich hätte Lust, ihn in noch kleinere Einzelteile zu zerschmettern. Vermutlich wird das sogar nötig sein, damit er es versteht.
Ohne hinzusehen, greife ich in eine Schreibtischschublade und ziehe ein Kärtchen hervor. Nach einem kurzen Kontrollblick, ob sie die richtige ist, schiebe ich sie ihm über die Schreibtischplatte zu. »Melde dich an.«
Mit zitternden Fingern greift er danach und liest, was draufsteht, wonach er mich mit bebender Unterlippe ansieht. »Und was sage ich meiner Freundin?«
»Das ist deine Sache. Verheimliche es ihr oder nicht. Hat sie nicht gerade ein Baby bekommen? Du willst doch nicht, dass dein Kind einen widerlichen Junkie als Vater hat.«
»Es ist nur so schwierig«, haucht er. »Wir schlafen so gut wie nie, weil sie ein Schreibaby ist, das nie Ruhe gibt. Unsere Nerven sind durch, wir essen kaum und Rachel weint mittlerweile so viel wie unsere Kathy. Ich wollte doch bloß eine kleine Auszeit. Abschalten. Du verstehst schon.«
»Es ist dir zu viel?«, hake ich nach.
»Ja.«
»Du willst da raus?«
»Ja.«
»Kein Problem.« Dieses Mal greife ich in eine andere Schublade und lege ihm drei Päckchen mit verschiedenen Inhalten hin. »Womit möchtest du abtreten? Kokain? Heroin oder Meth? Braucht deine Frau auch etwas? Ihr könnt das gemeinsam durchziehen.«
»So war das nicht gemeint …«
»War es. Erst nimmst du ab und zu ein bisschen, dann immer mehr, bis du nicht länger alltagstauglich bist. Du verlierst deinen Job bei mir, deine Freundin verlässt dich und nimmt euer Kind mit. Am Ende verreckst du irgendwo um den nächsten Schuss bettelnd auf der Straße. Das wäre eine Abkürzung. Bitte: Bedien dich. Es ist schneller und eleganter.«
»Aber meine Tochter …«
»Ja? Was ist mit deiner Tochter?«
»Ich will bei ihr sein und bei meiner Frau und dass alles einfacher ist. Es ist so unglaublich anstrengend.«
»Dann versteck deinen vollgeschissenen Schädel nicht in Drogen! Tu etwas! Beschaff euch Hilfe. Lass dir helfen. Was auch immer, aber was du da tust, ist an Unvernunft kaum zu übertreffen. Melde dich zu dieser Therapie an, solange sie noch ausreicht und du nicht stationär gehen musst. In dem Fall wärst du nämlich weg von zu Hause und wie geht es deiner Freundin damit? Schon einmal darüber nachgedacht? Hm? Dass sie allein mit dem schreienden Baby wäre, wenn du ganz ausfällst? Und falls du dich tiefer und tiefer in die Abwärtsspirale ziehst, was denkst du, wäre besser für sie? Vermutlich alleinerziehende Mutter zu sein. Bist du unter Kontrolle der Drogen, bist du nutzlos für sie, nein sogar eine Last.«
Jetzt heult er. Irgendwann heulen sie immer. Heulen bedeutet aber wenigstens, da lebt noch jemand. Die, die nicht mehr heulen, die müssen sofort stationär.
Tränen beeindrucken mich jedoch nicht, sie sagen mir nur, dass ich auf dem richtigen Weg bin.
»Du gehst jetzt und morgen habe ich eine Teilnahmebescheinigung auf dem Schreibtisch. Außerdem wirst du mir Folgendes ungefragt vorgelegen: Regelmäßige Bestätigungen, dass du an der Therapie teilgenommen hast, die Prognose deines Betreuers, und einmal die Woche einen Drogentest. Ab morgen sitzt du wieder unten an deinem Platz und wirst weiter so gute Arbeit leisten wie bisher. Dein Kind braucht dich, deine Freundin sowieso und ich will auch in Zukunft deine Arbeitsleistung. Verstanden? Das ist deine letzte Chance bei mir. Passiert das erneut, trennen sich unsere Wege. Es ist deine Entscheidung. Und ich behaupte verwegen, in deinem Fall bedeutet das alles oder nichts.«
Seine Augen hingen bei jedem Wort an meinen Lippen, als wollte er sie auswendig lernen – was auch besser so wäre. Nun schweifen sie nach links und ich sehe ebenfalls hin.
»Du schon wieder. Schnallst du es nicht?«
Diese seltsame Katze, die mich in letzter Zeit häufiger belästigt, sieht mich mit ihren Bernsteinaugen an. Ich habe keine Ahnung, wie sie immer wieder in mein Büro kommt. Sie muss die Außenwand hochklettern und dann beim Lüften durchs Fenster hineinschleichen. Jede andere Erklärung ist mir zu spooky, denn das würde bedeuten, sie kann durch Wände gehen.
Sie starrt mich weiter an und ich hole überrascht Luft, als sie mit einem Rundrücken in die Hocke geht und auf meinen Fußboden kackt. Dabei unterbricht sie kein einziges Mal den Blickkontakt zu mir, als wäre das eine Mahnung.
Was zur Hölle!
»Tu ihr nichts, Xander!«
Mit einer hochgezogenen Augenbraue sehe ich tadelnd zu Anthony, bevor ich zu ihr zurücksehe. Wieso denkt er, ich tue der Katze etwas?
Obwohl … wenn ich es mir genauer überlege, ist das eigentlich vorteilhaft. Sollen sie ruhig so viel Angst vor mir haben, dass sie so etwas über mich denken.
Sie schleicht auf mich zu und ich rolle ein Stück auf dem Stuhl zurück, um zu sehen, was sie jetzt treibt. Mit einem eleganten Satz springt sie auf meinen Schoß und sitzt dort. Sie rührt sich nicht. Ich auch nicht.
»Soll ich sie wegbringen?«, fragt Anthony und ich verstecke ein Schmunzeln durch Drehen des Kopfes. Das klang so, als hätte er wirklich Angst, dass ich gleich ein Massaker mit Katzenblut veranstalte.
»Du kannst gehen. Ich bringe sie selbst raus. Vielleicht schnallt sie es dann.«
»Sicher?«
»Anthony, verschwinde! Sicher? Was ist das für eine Frage?! Ich bin mir immer sicher. Denk daran, dich anzumelden. Heute noch. Falls du etwas loswerden musst, kannst du es in meinen Mülleimer werfen.«
»Entschuldige. Nein, ich habe nichts mehr, ich habe alles genommen«, erwidert er kleinlaut und verlässt endlich das Büro.
Ich ziehe mein Smartphone näher, tippe auf Anrufen, dort auf das C in der Favoritenliste, und stelle es auf Lautsprechen. Die Katze rührt sich immer noch nicht und ich fasse vorsichtig an ihr Fell. Sie drückt sich mir entgegen und ich streichle sie. Möglicherweise komme ich mir vor wie dieser Bösewicht bei James Bond, nur mit Haaren auf dem Kopf und im Gesicht. Vielleicht bringt mich der Gedanke zum Lächeln. Aber ich bin ja allein, da ist das okay.
»Xander?«, schallt es aus dem Telefon.
»Du wirst für Anthony Russo eine Haushaltshilfe oder Familienhilfe besorgen. Keine Ahnung, wie man das nennt. Außerdem muss er ab sofort wöchentlich zum Test. Streich ihm als Strafe für ein paar Wochen zwei, drei Privilegien.«
»Oh, shit. Wie geht es ihm?«
»Das ist mir vollkommen egal, aber wahrscheinlich schlecht.«
»War er gerade bei dir?«
»Ja.«
Er lacht. »Kein Wunder. Ich kümmere mich darum. Wir bekommen den Guten wieder zurück auf die Spur.«
»Oh, und ich benötige eine Katzentoilette und Streu. Schick jemanden los.«
»Was?«
»Nuschle ich seit Neustem, oder was?«
»Ich frage nicht, sondern kümmere mich auch darum, kein Problem.«
Ich sehe nach unten, weil sich die Katze auf meinem Schoß zusammenrollt und mir fällt noch etwas auf. »Außerdem befürchte ich, mein Gast hat Würmer, der Bauch ist aufgequollen. Vereinbare einen Tierarzttermin.«
»Selbstverständlich.« Er lacht erneut. Aber das ist gar nicht sooo witzig. Wer will schon einen Katzengast, der Parasiten mit sich herumträgt?
Sie sieht mich mit einer seltsam alt wirkenden Weisheit im Blick an und ein Ohr von ihr zuckt. Dieses Tier ist wirklich merkwürdig. Um mich von dem Gedanken abzulenken, schnippe ich ihr gegen das zuckende Ohr und sie schlägt mit der Pfote nach mir.
»Noch etwas?«, fragt er.
»Ja, ich glaube, wir brauchen einen Katzenaufstieg vor einem meiner Fenster.«
»So, so, brauchen wir das. Ich komme vorbei, um mir deinen Gast anzusehen. Bisher habe ich nur Gerüchte gehört. Hat er oder sie schon einen Namen?«
»Warum sollte ich das Vieh taufen?«
»Na, wenn du einen auf Sugardaddy machst …«
»Wie bitte?«
»Haustierbesitzer sind doch irgendwie alle Sugardaddys und -mommys. Bist du etwa dem Katzenschnurren erlegen? Ist das dein neues Lieblingsgeräusch?«
»Mein Lieblingsgeräusch ist, wenn du aufhörst, mich zu nerven. Also halt die Klappe. Wir sehen uns in zwei Stunden, da hast du sowieso einen Termin bei mir.«
»Ist dein Gast dann noch da?«
»Wer weiß? Bis später.«
Da er es gewohnt ist, dass ich auflege, bevor er sich verabschieden kann, tue ich es auch dieses Mal, und betrachte weiter die getigerte Katze.
Ihre Augen sind geschlossen und sie atmet gleichmäßig, während sie auf meinem Schoß liegt und … halt auf meinem Schoß liegt. Auf meinem Schoß! Sie hat sich einfach dort hingelegt, als wäre es ihr gutes Recht.
Ich hatte noch nie ein eigenes Tier und ich will auch keins.
Sie nervt. Aber ihr Fell ist weich und ich frage mich, woher sie das Gottvertrauen nimmt, dass es auf meinem Schoß sicher genug zum Schlafen ist.
Niemand würde so etwas wagen. Manchmal befürchte ich, einige trauen sich in meiner Gegenwart nicht zu blinzeln.
Und die kleine freche Straßenkatze erlaubt sich das.
Ich schmunzle. »Du hast mich manipuliert, kann das sein? Du setzt einen Haufen auf meinen Fußboden und ich kaufe dir eine Toilette. Ich weiß nicht, ob du das schnallst, aber du kannst hier nicht wohnen. Ich bin kein Herrchen.«
Unbeeindruckt schläft sie weiter und ihr Ohr zuckt wie vorhin schon. Dieses Mal stupse ich nicht dagegen, sondern fahre vorsichtig wieder näher an den Schreibtisch, da noch etwas Arbeit auf mich wartet.



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Falls Violet sich für weitere Bücher bewerben möchte, habe ich ihr einen Lebenslauf erstellt ;)

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